Dinge, die ich gerne vor der Schwangerschaft gewusst hätte


1. Der Magnet im Bauch

Wenn du schwanger bist, hast du nicht nur einfach ein Baby im Bauch, nein. Neben diesem kleinen, unschuldigen Wesen befindet sich auch ein Magnet, dessen Gegenstück in den Händen sämtlicher Mitmenschen zu finden ist, besonders stark bei den Menschen, die du entweder nichtmal kennst oder mit denen du eine nicht sehr innige, vertraute Beziehung hast. Ja, die Bauchgrapscher-Geschichten kennt jeder und jeder mit einer Schwangeren im Umfeld hat mindestens einmal davon gehört. Wie unangenehm das Ganze aber tatsächlich ist, lässt sich wohl nicht in Worte fassen, denn auch wenn dein Baby noch nicht geboren ist, hast du einen ausgesprochen hohen Beschützerinstinkt, der schon beim Anfassen deines Bauches einsetzt.

Ich schließe hier die Menschen aus, die fragen, ob sie mal anfassen dürfen. Auch, wenn ich nicht verstehe, was genau man sich vom Anfassen eines Babybauches erhofft oder erwartet, kann ich noch einen gewissen Grad an Verständnis aufbringen, schließlich wurde gefragt.

Aber wie im Streichelzoo einfach ungefragt Körperteile anfassen!? Am besten in Verbindung mit "Oh, du hast aber schon viel zugenommen".... Alleine beim Aufschreiben springt meine Halsschlagader schon fast aus dem Hals.

2. Die Schwangerschaftswoche lässt sich nicht anhand des Bauchumfanges bestimmen.

"Oh, du bist erst in der 20SSW? Du platzt ja schon fast"

"Was, du bist schon in der 20SSW? Dafür ist dein Bauch aber klein"

Diese beiden Sätze habe ich vor ein paar Wochen gehört. Beide von zwei verschiedenen Frauen, innerhalb einer halben Stunde.

Ich bin mir nicht ganz sicher wo so genau festgesetzt ist, wie groß ein Bauch in einer bestimmten Schwangerschaftswoche sein muss oder sein darf. Ich glaube, es gibt sehr wenige Frauen auf der Welt, die sich die Größe des Bauchumfanges aussuchen können und die sich aussuchen können ob er zu den Seiten, nach vorne oder nach hinten wächst. Ist eine Frau, ganz unabhängig vom Ausgangsgewicht, deren Bauch bereits in der 10SSW fast platzt "schwangerer" als eine Frau, bei der erst in den 30er Wochen überhaupt ansatzweise sichtbar ist, dass sie ein Kind unter ihrem Herzen trägt? Ich müsste darüber nachdenken, aber ich glaube nicht!

3. Bitte erzähl mir nur das Negative

Ich habe mittlerweile gemerkt, dass die Mitmenschen ziemlich heiß auf Horrorgeschichten sind. Wenn du nicht berichten kannst, dass du die ersten Wochen über dem Klo verbracht hast, dir dauernd schlecht wird, du unendliche Fressflashs mit der Klischee-Gurke in Nutella über dich ergehen lassen hast und auch immernoch keine ganz besonderen Gelüste hast, dann bist du irgendwie raus. Die Menschen schauen dich ganz mitleidig an, als würdest du tatsächlich 24 Stunden über der Kloschüssel hängen. Vielleicht ist man dann auch garnicht richtig schwanger!? Ich sollte die Ultraschallbilder nochmal überprüfen..... Irgendwie fühlt man sich schon fast schlecht, wenn man keine Horrorstory auf ein erwartungsvolles "Naaaaaaa, wie gehts dir?" erzählen kann und ist schon fast beruhigt, wenn man wenigstens eine höhere Anzahl an Pickel in Gesicht oder Dekolleté aufweisen kann oder zumindest der Bauch viiiiiiel zu klein oder viiiiiiiel zu groß für die Schwangerschaftswoche ist.

4. Egal wie viel Hunger du hast, iss für zwei!

Mein Essverhalten sieht im Normalfall so aus, dass ich so viel esse, wie ich Hunger habe (außer bei Käse, da auch gerne mal mehr :D Aber das ist ein anderes Thema :D).

Wenn du allerdings schwanger bist, erwarten die Menschen von dir ein anderes Essverhalten. Sie wollen, dass du dich vollstopfst oder wegen mangelndem Platz garnichts isst, komische Dinge isst und mindestens noch eine Portion mehr isst als das, was du an Hunger hast. Die ist dann nämlich für das Baby. Von "über die Nabelschnur ernähren" und "das Kind nimmt sich was es braucht" und "wenn dein Kind mehr braucht, wirst du auch automatisch mehr Hunger haben" haben wohl noch nicht alle was gehört.

Egal wie du es machst, das sind dann die Menschen die dich für deinen zu großen/zu kleinen Bauch kritisieren :D

5. Wisst ihr schon was es wird?

Ja, wissen wir. Wir sind uns sogar sehr sehr sicher. Es wird ein Mensch!

Ein Mensch, dem wir probieren das bestmögliche Leben zu ermöglichen, in der Hoffnung, dass er sich hervorragend entwickeln wird und der hoffentlich seine Träume und Wünsche erfüllen wird. Ob er das als weiblicher oder männlicher Mensch macht oder als etwas dazwischen ist dabei doch wirklich absolut zweitrangig, solange dieser Mensch glücklich und gesund ist.

In unserem Fall ist sich die Ärztin bis jetzt sehr sicher, dass es ein Junge wird. Das geben wir auch gerne so an die Menschen weiter, die fragen, immer mit dem Zusatz "bis jetzt". Aber wieso bei der Beantwortung der Frage automatisch die Gegenfrage "Und wenn es doch ein Mädchen wird?" oder "Hast du dir nicht lieber ein Mädchen gewünscht?" (Würden wir sagen, dass es ein Mädchen wird, würden alle nach einem Jungen fragen!) gestellt? Sollte nicht das Einzige was uns interessiert eigentlich sein, ob das Baby gesund ist und ob es ihm gut geht? Sollte es nicht völlig egal sein, welches Geschlecht es hat? Ja!! Das sollte es!!
Im Zweifelsfall wird sowieso anhand deines Aussehens analysiert, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird.

Es wird erneut freundlicherweise auf deine Pickel hingewiesen, wegen denen es ganz sicher ein Mädchen wird und da du einen "spitzen Bauch" hast, wird es ein Junge. (Wie eine spitze Kugel aussehen soll frage ich mich noch immer!) Und es wird analysiert ob du lieber süß (Mädchen) oder salzig (Junge) isst. Alleine bei letzterem sollte ich doch darüber nachdenken, die Ärztin nochmal nach einer eventuellen Zwillingsschwangerschaft anzusprechen, denn dann bekommen wir definitiv beides.

Mein Lieblingssatz hier:"Oh, du hast aber viele Pickel. Du siehst echt fertig aus. Dann wird es sicher ein Mädchen"

- Em, danke für den Hinweis. Soll ich dann jetzt noch sagen, dass die Ärztin bereits 3x von einem Jungen ausging oder es einfach dabei belassen?

6. Habt ihr schon einen Namen?

Wir haben beide einen Namen, ja. Den haben uns unsere Eltern gegeben. Unser Kind wird auch einen Namen bekommen, ja. Es wird nicht namenlos durch die Gegend laufen. Nein, wir sind nicht dazu verpflichtet, den Namen zu verraten,  nur um uns dann alle Menschen aufzählen zu lassen, die genauso heißen und blöd/doof/cool/unsportlich/dick/dünn sind. Und wenn es noch niemanden im Bekanntenkreis gibt, der so heißt, ist der Name zu außergewöhnlich. Gehen wir doch dann dieser Diskussion bis zur Geburt aus dem Weg und reden lieber wieder darüber, wie groß so ein Babybauch überhaupt sein soll/darf.

Fragen!? Okay!

Aber darüber urteilen, wieso, weshalb, warum der Name nicht verraten wird!? Nicht okay!

Wichtig ist doch einzig und allein, dass den Eltern der Name gefällt. Den Eltern des neuen Erdenbürgers. Es ist unter Umständen schon schwer genug, dass sich diese zwei Personen bei der weitreichenden Entscheidung einig sind, dann sollte man doch bitte außenvor lassen, dass der Hund des Nachbarn deiner Oma auch mal so hieß und dass der Cousin der Exfreundin deines Mannes aus der Grundschule, der jetzt in Australien lebt, auch so heißt! Ihr seid euch als Eltern einig über den Namen eures Kindes? Ihr seid bereit hinter dieser Entscheidung zu stehen?

Perfekt, denn das ist vermutlich das einzige was bei der Namenswahl wichtig ist.

7. "Müde" kennt keine Grenze

Aufgrund meiner nun allseitsbekannten Schilddrüsenerkrankung "Hashimoto" bin ich ja mit allen Arten der Müdigkeit vertraut. Ich trage eine Art Grundmüdigkeit in mir, die mir erlaubt, grundsätzlich sofort einzuschlafen, wenn ich die Augen zu lange geschlossen halte. Egal wie lange ich schlafe, die Grundmüdigkeit bleibt. Dass es allerdings eine Steigerung dieser Müdigkeit geben könnte, war mir bis zum positiven Schwangerschaftstest nicht klar. Selbst jetzt ist es mir noch nicht so ganz klar, dass ich auch einfach den ganzen Tag und die ganze Nacht schlafen kann. Mit Pipi- und Essenspause. Aber grundsätzlich könnte ich wirklich einfach nur schlafen, schlafen, schlafen und nur aufwachen um dann wieder einzuschlafen. Das stößt bei den Mitmenschen auf Unverständnis. "Also ich war kaum müde in der Schwangerschaft".... genau, deshalb hast du dann vermutlich im Gegensatz zu mir die Stunden über dem Klo verbracht ;)

Daran sieht man mal wieder, wie unterschiedlich so Körper eben sind, ob mit oder ohne Schwangerschaft. Der eine Magen ist eben mehr, der andere weniger belastbar. Der eine Körper benötigt mehr Schlaf, der andere weniger. Dass sich dieses "benötigen" innerhalb eines Tages so rapide ändern kann, dass weder der Partner noch man selbst durchblickt, ist dann wieder ne andere Sache. Wer soll auch kapieren, dass man an dem einen Tag wirklich ausschließlich schläft und am anderen am liebsten 30km spazieren gehen will!?

8. Dein Umfeld besteht aus sehr vielen Ernährungsexperten

Konsumiere keinen Kaffee, keinen Lachs, keine Rohmilchprodukte, keine Salami.........

"Du trinkst ja immer Kaffee, aber Kaffee darfst du ja jetzt nichtmehr. Also lieber Tee oder lieber Wasser?"

- Nein!

Danke, dass du mir selbst die Entscheidung überlässt, was genau ich denn nun konsumieren darf und was nicht. Danke, dass du denkst, dass ich mich weder informiere, noch in Kontakt mit einer Frauenärztin oder Hebamme stehe, denen ich zu 100% vertraue. So, wie ich bereits vor meiner Schwangerschaft die Entscheidungen getroffen habe, was ich esse oder was nicht, kann ich jetzt auch entscheiden, worauf ich wirklich verzichten sollte.

9. Liebesbedürftig zum Quadrat

Ich weiß nun, wie sich die geliebten Kuscheltiere fühlen, die eingeklemmt zwischen Matratze und Bettrahmen ihr trauriges Leben führen und eben nicht mehr so oft geknuddelt werden wie früher noch. Das machen sie dann auch mit einem sehr traurigen Blick klar, wenn du dich ins Bett legst und du trapierst alle schön nebeneinander auf dem Kissen, mit Decke bis zum Hals, dass sie nicht kalt bekommen. Ich hab das Gleiche versucht. Wenn der traurige Blick dann aber dazu führt, dass man nicht ganz fest in den Arm genommen wird, könnte es schon sein, dass der Hahn des Himalaya ganz plötzlich aufgedreht wird und eine Wasserfontaine aus den Augen schießt, mit einem Druck, den ich mir manchmal für unsere Dusche wünsche. Für diesen unkontrollierten Wasserfall können auch andere Gründe eine Rolle spielen. Die Liebeserklärung im Fernsehn, das Video bei Facebook, wenn der Hund sein Herrchen schwanzwedelnd begrüßt, die Decke die unter dem Bein eingeklemmt ist und sich nicht mit einfachem Bein wackeln lösen lässt, das Essen das irgendwie nicht schmeckt wie sonst oder aber, wenn der Mann tatsächlich einfach nur ins Training fährt, wie er es seit 10 Jahren eurer Beziehung tut......

Ich bin emotional. Sehr. Aber dass es auch hier noch eine Steigerung geben könnte, hätte ja mal jemand erwähnen können.

10. Schmetterlinge im Bauch gibt es nicht
Wenn du jemanden fragst, wie sich die ersten Bewegungen eines Kindes im Bauch anfühlen, wird man dir sagen, dass es sich anfühlt wie flatternde Schmetterlinge, die dich leicht von innen anstupsen.

Zeig denjenigen den Vogel!!! Oder hat derjenige schonmal welche gegessen, die dann fröhlich vor sich hin geflattert sind? Aber das soll wohl die rosarote, schöne Zuckerwatten-Beschreibung sein für "Es fühlt sich an als würde man zu oft hintereinander Achterbahn fahren und der Magen dreht sich so um, dass du nichtmehr unterscheiden kannst ob du Hunger hast, dich übergeben oder zur Toilette musst" 😂🙈

11. Auch mit zwei Gehirnen ist man nicht schlauer!

Ich dachte ja immer, wenn man so einen Mensch in seinem Körper beheimatet, dann hat man quasi zwei Gehirne und ist deshalb schlauer. So, wie man dann eben auch zwei Mägen hat und mehr Hunger hat. Dazu kann ich nur sagen "Das ist nicht die Wahrheit". Die Wahrheit ist, dass du nicht zwei Gehirne besitzt, sondern sich deins einfach nur geteilt hat und an anderer Stelle weiterlebt, du aber nur noch den Teil in deinem Kopf benutzen kannst.


Kommentare: 5
  • #5

    Sylvia (Donnerstag, 02 November 2017 10:35)

    Mich macht folgende Frage wahnsinnig: "Spürst schon was bzw. spürst schon die Tritte?" oder in der Steigerung: "Jetzt musst eh schon die Tritte spüren, gell". Ich hab bis zu SSW 21 nichts gespürt und wurde schon ganz nervös, wenn auf mein "Nein, ich spüre noch nichts" die Blicke immer ganz eigenartig wurden und gefragt wurde "Oh, wie weit bist du nochmal?"....

  • #4

    Sandra (Donnerstag, 02 November 2017 09:27)

    Ich liebe deine Blogbeiträge und feier das du es immer auf den Punkt triffst.

  • #3

    Michelle (Donnerstag, 02 November 2017 08:29)

    Endlich mal jemand der nicht philosophiert das Kindsbewegungen das schönste der Welt sind.
    Sie können schmerzhaft und ekelhaft sein und es spricht keiner aus. Ich empfand sie alles andere als angenehm!

  • #2

    Anonym (Donnerstag, 02 November 2017 08:20)

    Die Bauchgrapscher. Das Schlimmste an der kompletten Schwangerschaft!
    Ich verstehe nicht was das soll einfach Bäusche anzufassen.

  • #1

    Sina (Donnerstag, 02 November 2017 08:17)

    Danke, du sprichst mir aus der Seele!!

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