Warum tue ich mir das eigentlich an?


Niemand hat gesagt, dass es leicht ist, die Frau eines Fußballers zu sein. Aber will man das als Frau? Leichte Aufgaben?

Ich wüsste nicht, wann ich mich zuletzt bewusst für den einfachsten Weg entschieden habe. Eher immer für den, der mir am meisten Spaß macht oder machen könnte. Vielleicht ist es aber auch nur die Annahme des Schicksals, dass mir das Leben manchmal komische Aufgaben stellt, die es zu bewältigen gilt. In den Schoß ist mir jedenfalls selten was gefallen.

Die Aufgabe, eine Spielerfrau zu sein, habe ich mir auch nicht wirklich ausgesucht, nur wie ich diese Rolle erfülle.

Niemals hätte ich mir den Partner bewusst nach seinem Hobby ausgesucht. Dass alle vor "ihm" - bis auf eine Ausnahme - etwas mit Fußball zu tun hatten/haben, ist wirklich Zufall. Vielleicht hat es mit einem Sportreporter-Papa der Fußball als Steckenpferd hat, aber auch so kommen müssen. Oder auch, weil es im Dorf eine seltsame Tradition ist, dass man als aktives Mitglied des ortsansässigen Karnevalvereins einen Partner aus dem orstansässigen Fußballverein hat. Geplant hat das vermutlich niemand. Also ich zumindest nicht. Ehrlich!

Hätte ich allerdings gewusst, wie viel Spaß auf mich zukommt, wenn ich nicht nur einen Fußballer als Freund habe, sondern auch noch mit ihm unter einem Dach lebe und ihn dann später sogar heirate, dann hätte ich es vielleicht doch geplant :D

Man denkt ja, Männer werden mit dem Alter ruhiger. Ob das auf mein Exemplar zutrifft? Darüber müsste ich nachdenken :D Was Fußball betrifft: NEIN! Im Gegenteil.

 

Mit den Jahren entwickeln sich Trainingsmethoden weiter, die Verletzungen, das Schmerzempfinden und das Mitteilungs- und Diskussionsvermögen nach dem Spiel nimmt zu.

Als Frau bleibt nur zu überlegen, ob man die Aufgabe nun ernst nimmt und sich mit entwickelt oder eben nicht. Wenn du dich dazu entscheidest, dich mit zu entwickeln, dann stehst du am Samstagabend am Herd und kochst "irgendwas mit Kohlenhydraten" und guckst, dass dein Mann bis 12 Uhr am nächsten Tag was gegessen hat, weil beides im neuen Trainingsplan so verankert ist und der Trainer extra am Abend vorher darauf aufmerksam macht, dass sich auch wirklich alle Spieler daran halten. Dann kommst du damit klar, dass in der Vorbereitung genau ein Tag in der Woche trainingsfrei ist, nämlich genau an dem Tag, an dem du selbst Training hast. Dann ziehst du mehrmals hintereinander die gleichen Klamotten an oder siehst über den immer voller werdenden Wäschekorb, der nur deine Klamotten beinhaltet, hinweg, weil nur Trainingsklamotten gewaschen werden können während der Vorbereitung, weil sonst womöglich alles Wasser des Dorfes aufgebraucht wäre. Dann freust du dich, dass der Mann jeden Tag auf dem Sportplatz duscht, bis dir einfällt, dass der Wasserverbrauch aufgrund der 24h-laufenden Waschmaschine trotzdem nicht runter geht. Du legst dir bereits mehrere Antwortmöglichkeiten zurecht, um flexibel auf die Laune des Mannes zu reagieren, wenn er nach einem "harten Training" oder am Wochenende vom Spiel nach Hause kommt. Du musst entweder die Fähigkeit haben, dich unsichtbar zu machen, dich mit zu freuen oder über Mitspieler, Trainer, Zuschauer zu schimpfen. Du darfst ihn nicht bemitleiden, wenn das Training total easy war, ihn nicht auslachen, wenn es schrecklich war und musst ihn bemitleiden, wenn ihm "der Idiot, der kein Fußball spiele kann" im Abschlussspiel in die Beine gerutscht ist und er nun "ganz ganz doll Aua" hat.

Du musst ihm zwei Minuten Zeit geben, wieder den richtigen Ton zu finden mit dir zu sprechen, weil er noch die "Sportplatzsprache" und auch die Lautstärke benutzt, wenn er zuhause ankommt (nein, ich möchte nun ungern alle möglichen [Schimpf-]Wörter aufzählen, die benutzt werden und auch nicht die Wörter die für ein "schlimmes Training" alternativ benutzt werden.).

Du kochst sonntags nach dem Spiel nichts, weil es dann bedeutet, dass er zu einer bestimmten Uhrzeit zuhause sein muss und die Einladung deiner Eltern oder Schwiegereltern für das Abendessen sonntags nach dem Spiel schlägst du selbstverständlich (zumindest für ihn) aus den gleichen Gründen aus. Lieber schlägst du vor, dass ihr was bestellt, weil sich bestellte Nudeln oder bestellte Pizza viel besser warm machen lassen, als das Essen das du kochst (und Männer sagen, Frauen seien unlogisch!?). Du beschwerst dich nicht, wenn die Fußballschuhe in der Küche sauber gemacht werden, obwohl es auch ein Waschbecken im Keller gibt, sondern fischst den halbe Rasen wortlos aus der Spüle und regst dich auch nicht darüber auf, dass die Schuhe dann aber doch in den Keller gebracht werden, um sie im Wäschetrockner zu trocknen. Alternativ werden sie im Sommer dann auch auf den Terrassentisch gestellt.

Versuche alles mit Humor zu nehmen. Was anderes bleibt dir sowieso nicht übrig :D

 

Es ist deine Entscheidung, wie du die Rolle der Spielerfrau ausfüllst. Ich habe meinen Weg gefunden, den ich meistens auch so gehe und ich liebe meinen "Job". Meistens.

Weil es das Hobby des Mannes ist, den ich liebe und das alleine ist Grund genug.

 

Ariela <3