Familie

Menschen, die man sich nicht aussuchen kann


„Freunde sind Familie, die man sich aussuchen kann“

Also, sind „Familie“ die Menschen, die man sich eben nicht aussuchen kann. Okay. 


Aber ich glaube, dass man sich die Menschen, die sich dann "Familie" nennen, auch garnicht aussuchen muss. Die Zuteilung läuft genau so, wie sie laufen muss und jeder dieser Menschen, zu denen du gehören wirst, ist ein Geschenk oder eine Aufgabe. Familie führt Seelen zusammen, die irgendwie, auf eine unbeschreibbare Art und Weise zusammenpassen, die aber manchmal - wie bei Tetris - ganz oft hin- und hergedreht werden müssen. Mal drehst du das Rechteck, mal das T oder manchmal unnötigerweise auch das Quadrat. 

Ich hasse es, wenn mein 7 Jahre jüngerer Bruder mir altklug erzählt, dass ich unbedingt eine Physiotherapie machen muss, weil er sich schließlich auskennt. Ich hasse es, wenn meine Mama mich schief anguckt, wenn ich, obwohl mir meine Hose augenscheinlich zu eng ist, noch eine Portion Käse auf den Teller klatsche, während mein Bruder erzählt, dass es bei ihm nichts ausmacht, weil er ja schon sooooo viel Sport gemacht hat. Ich hasse es, wenn mein Papa mir sagt, dass ich doch endlich mal ein kleines bisschen mehr Initiative und Motivation im Studium zeigen soll. Aber hasse ich wirklich das, was sie sagen oder tun? Nein! Ich hasse es, dass sie Recht haben. Okay, nicht immer. Aber leider oft. Ich hasse es, dass meine Familie mich manchmal einfach besser kennt und dass sie mir die Wahrheit vor Augen führen, ganz schonungslos. Wäre es besser, wenn die Menschen dir den ganzen Tag sagen, dass du unglaublich toll aussiehst, wunderschön bist und dass sie dich mit tausenden Komplimenten jeden Tag auf Wolken schweben lassen, während sie dir Zucker in den Hintern blasen? Die Wahrheit tut manchmal weh. Aber es ist eben die Wahrheit, das, was wir doch eigentlich alle wollen. Belogen werden wir tagtäglich schon, wenn wir nur die Zeitung aufschlagen oder den Fernseher einschalten. Die Menschen, die dich aber aufrichtig lieben, belügen dich nicht. Sie sind ehrlich und das schonungslos.
Leider führt aber gerade das so oft zu Streit, weil jeder ehrlich seine Meinung vertritt. 

In meiner Familie führt das nicht wenig zu Diskussionen, denn Meinung haben wir viel :D (und die nötige große Klappe dazu auch) :)

Muss man seine Eltern eigentlich immer lieben?

 

Liebst du deinen Partner denn immer? Oder dein Kind? Also ich meine so richtig bedingungslos, so dass egal ist was er tut, du nicht ausflippst, sondern ihn/es weiterhin auf Händen über Wolken tragen willst. Oder willst du ihn/es manchmal auch an die Wand klatschen oder fragst dich, womit du das verdient hast (und das ist jetzt nicht positiv gemeint :D)!? 

Genau so ist es doch auch mit den Eltern! Du musst dir nicht pausenlos anhören, dass du, wenn du xy tust, ganz sicher einen Fehler machst und du das auf garkeinsten Fall tun solltest, diskutieren bis aufs Äußerste und beleidigt die Tür zuknallen, während du denkst "Oh ich liebe meine Eltern so". Nein! Liebe hält das aus, ohne zu fragen und von „müssen“ kann keine Rede sein. 

Aber eins musst du, dankbar sein.

Und das nicht nur dann, wenn gerade Mutter- oder Vatertag ist und du, während du einen überteuerten Strauß Blumen kaufst überlegst, dass deine Eltern ja manchmal auch ganz nett sind. 

Sei das ganze Jahr dankbar dafür, dass du dank deiner Eltern eine Mahlzeit auf dem Tisch hast, die dich ernährt. Dankbar, dass du Klamotten zum anziehen hast, die deine Mama (oder der Papa) dann auch noch für dich waschen und bügeln. 

Dankbar dafür, dass dich jemand aufs Leben vorbereitet und dich zu einem Menschen erzieht, der in der „freien Wildbahn“ überleben kann. 

Dankbar, dass jemand sauber macht und dir den Rücken freihält, während du damit beschäftigt bist, deine Kindheit zu genießen oder als Jugendlicher Party zu machen oder überhaupt dich zu dem besten Menschen zu entwickeln, der du sein kannst, bis du dann selbst Erwachsen bist und es deine Aufgabe sein wird, all das selbst zu tun, weil Hotel-Mama eben nicht nur „Hotel“ ist, sondern auch „Schule“! 

Du kannst dir sicher sein, dass deine Eltern alles für dich tun würden und sie dich niemals hängen lassen. Genauso sind deine Eltern aber auch diejenigen, die das Recht und die Pflicht besitzen, dir in den A*sch zu treten, wenn du es ausnutzt oder wenn du zum 50. Mal den gleichen Fehler machst, ohne daraus zu lernen. Eltern sind nicht dazu da, dir nur zu sagen, was du alles richtig machst, sondern auch dafür, dir zu sagen, was du falsch machst, um dir die Möglichkeit zu geben, nochmal darüber nachzudenken und gegebenenfalls andere, neue Wege einzuschlagen, die dir einen neuen Blickwinkel geben. 

 

Alles innerhalb ihrer Möglichkeiten!

Ich bin meinen Eltern für alles dankbar, was sie für mich getan haben und tun und ich könnte mir keine Mama und kein Papa der Welt vorstellen, die/der besser zu mir passen würde, als sie es tun. Ich könnte mir auch keine Eltern vorstellen, die einem Kind so viel Liebe geben und gleichzeitig A*schtritte verpassen (wenn es angebracht ist!) , wie sie es tun.

Ich bin wirklich traurig darüber, dass ich erst jetzt, so viele Jahre später sehe, dass sie mit vielem Recht hatten und haben, was sie mir schon als Teenager versucht haben beizubringen. Doch hey, die Enttäuschung, die unsere Eltern alle mitmachen mussten, wenn sie gesehen haben, dass wir trotz kluger Ratschläge das Gegenteil gemacht haben und die Gedanken die sie hatten, wenn sie wussten, dass wir scheitern werden und sie es nicht verhindern können, werden wir alle genauso erleben, wenn wir selbst Eltern sind. 


Und ich hoffe und wünsche mir, dass wir auch nur halb so gute Eltern werden, wie meine es für mich waren und immernoch sind und ich wünsche mir, dass wir unserem Kind auch die Möglichkeit geben können, scheitern zu dürfen. Ihm die Freiheit geben, sich selbst zu helfen und ihn dann auffangen, wenn er es braucht. Ich will das Sicherheitsnetz sein und nicht das Seil. 

So, wie meine Eltern!


Liebe <3


Ariela

 

 

Mein Instagram-Post dazu, von vor einigen Wochen:

 

Familie..... 👨‍👩‍👧‍👦
Familie, das ist dieses Ding, in dem Seelen zusammengewürfelt werden, die sich irgendwie ähnlich und doch unterschiedlich sind. Seelen, die irgendwie zusammenpassen. Dieses Ding, in dem sich ganz viel gestritten, aber vor allem auch doppelt so oft vertragen wird. Dieses Ding, in dem dich immer jemand besser kennt, als du dich selbst und in dem ein anderer meist besser weiß, was gut für dich ist, ohne, dass du wahr haben willst, dass sie Recht haben. #meistens
Familie ist, in dem du nichts sagen musst und trotzdem alles gesagt ist.
Familie ist das Ding, in dem du nicht erklären kannst, weshalb dir diese Menschen wichtiger sind als dein eigenes Leben und in denen du diese Menschen am liebsten in einen Wattebausch packen willst, dass sie von allem schlechten verschont bleiben. Die Menschen, die liebst und manchmal hasst (#einbisschen), mit und wegen denen du lachst und weinst #auchlachtränen
Familie ist Liebe. Ein Gefühl. Etwas, was du nicht erklären kannst. ❤️


Kommentare: 6
  • #6

    Sandra R. (Montag, 16 April 2018 08:12)

    Ich habe bei deinen Worten Rotz und Wasser geheult. Fahre jetzt mit roten Augen zur Arbeit und heute Mittag gleich zu meinen Eltern. Total schön.

  • #5

    Nadine (Sonntag, 15 April 2018 21:49)

    Es ist so wunderschön geschrieben, das ich echt feuchte Augen hatte. Einfach klasse �

  • #4

    Lena (Sonntag, 15 April 2018 17:53)

    Hallo Ariela
    Ich habe schon lange nicht mehr geweint beim lesen aber hier musste ich. Du hast die Liebe und die Dankbarkeit wunderschön in Worte gefasst.
    Danke
    Vlg Lena

  • #3

    Channy (Sonntag, 15 April 2018 14:30)

    Die Familie sollte viel mehr geschätzt werden und man sagt viel zu selten danke.

  • #2

    Monika (Sonntag, 15 April 2018 11:08)

    Da ist viel wahres dran.

  • #1

    Biggi (Sonntag, 15 April 2018 11:04)

    Mal wieder ein wunderschöner Beitrag mit viel Stoff zum nachdenken.