Still sein vs. Diskutieren


Wenn der Satz "Ich habe keinen Bock mehr" fällt, stehst du vor einer echten Herausforderung, die absolut nicht zu unterschätzen ist. Es ist der Einstand in einen Redeschwall des Mannes und du musst die Entscheidung treffen: Still sein oder diskutieren.

Es ist schwierig. Bist du einfach still und hörst zu, dann kann das ebenso schnell nach hinten losgehen, wie das Diskutieren. Mit "ich habe keinen Bock mehr" kann sehr viel gemeint sein. Die Mitspieler, die den Ball nicht abspielen, der Trainer, der den Mann ausgewechselt hat, die Zuschauer, die ständig am Schimpfen sind oder einfach nur er selbst, weil er wieder Blessuren davongetragen hat. Die definitiv falsche Lösung ist der Satz "Dann hör doch auf mit Fußball". Dieser Satz kann das Todesurteil einer Spielerfrau sein! Denn "kein Bock mehr" bedeutet nicht "Kein Bock mehr" sondern eher "Ich rege mich für 5 Minuten auf, aber nach zwei Bier ist alles wieder okay". Noch ein Grund mehr sich die Frage zu stellen, ob man lieber still sein soll oder lieber mit diskutieren soll.

 

"Kein Bock mehr"-Grund Nr 1: Der Mitspieler

"Peter steht umklammert vorm Tor. Wieso spielt der Idiot nicht ab?"

Uff.... Ist das eine rethorische Frage? Was soll ich antworten? Da ist es unter Umständen natürlich gut, wenn man sich ein kleines bisschen mit Fußball auskennt.

Szenario 1: Antwort: "Ja, er ist wirklich ein Idiot. Du warst total frei, hätte er dich anspielen sollen"

Die Frage mit der Ursprungsfrage beantworten. Gute Idee, da kann man nichts falsch machen. Denkste. Wenn der Mann das nicht merkt, ist es perfekt. Es könnte aber auch dazu führen, dass er deine geballte fußballerische Kompetenz in Frage stellt. --> "Aber Hans war noch viel näher am Tor. Der hätte dem den Ball spielen sollen der Idiot."

Szenario 2: Still sein.

Könnte eine gute Lösung sein, könnte aber auch dazu führen, dass es heißt: "Hast du wieder nicht hingeguckt? Willst du Peter in Schutz nehmen?"

Dazu muss man nichts weiter sagen......

 

"Kein Bock mehr"-Grund Nr 2: Der Trainer

"Wieso wechselt der Idiot mich aus?"

Szenario 1: Antwort: "Weil du heute nicht so gut warst"

Sage es nicht. Niemals!

 

Szenario 2: Antwort: "Keine Ahnung. So ein Idiot"

Er wird dir dann genau erklären, dass er wirklich nicht gut war und es dann klar ist, dass er ausgewechslet wird und wenn du als Frau genau hingesehen hättest, hättest du das auch gesehen! Natürlich.

 

Szenario 3: Antwort: "Er hat bestimmt wie ich gesehen, dass du nichtmehr kannst"

Oh Oh. Möchtest du etwa an seiner Fitness zweifeln? Oder an den Trainingsmethoden des Trainers? Die sind laut dem Mann nämlich klasse, auch wenn er in der Woche davor noch etwas ganz anderes behauptet hat. Und überhaupt "Ich brauche kein Training, ich bin auch so fitter als die anderen". Okay!

 

"Kein Bock mehr"-Grund Nr3: Die Zuschauer

 Man hat es als Zuschauer auch nicht leicht. Man stellt sich in dem Wetter angepasster Kleidung an den Spielfeldrand, mit Getränk und Wurst, kann sich locker mit den anderen Zuschauern unterhalten und könnte zuhause bleiben, wenn man keine Lust mehr hat oder auf Toilette gehn, wenn man während der 90 Minuten muss oder Trainer spielen, ohne jemals selbst aktiv auf dem Platz gestanden zu haben oder den Schiedsrichter beschimpfen, obwohl der aus seiner Perspektive womöglich viel weniger gesehen haben kann, als der Zuschauer, der die Augen überall hat und "muss dann auch noch Eintritt für so eine Sche*ße bezahlen". Wirklich ein hartes Leben als Zuschauer. Dann auch noch die eigenen Spieler zu "beschimpfen", die sich (zumindest fast) alle egal bei welchem Wetter und egal auf welchem Platz den A*sch aufreißen, ist (um es nett auszudrücken) nicht sehr freundlich. Aber manche haben mit dem Eintrittsgeld wohl auch ihr Hirn abgegeben oder denken sie hätten sich das Recht des Beschimpfens gemeinsam mit der Eintrittskarte erkauft. Mitleiden - Fehlanzeige, eher noch mehr Leid erzeugen.

So sollte man das alles dem Mann, der sich genauso aufregt, aber eventuell nicht sagen. Schließlich ist man als Spielerfrau auf dem Sportplatz ebenfalls Zuschauerin und der ein oder andere Spruch über den Gegenspieler oder den Schiedsrichter kam auch ihr bereits des Öfteren über die Lippen.

 

"Kein Bock mehr"-Grund Nr 4: Der Mann selbst

"Ich war heute so schlecht, ich würde besser aufhören. Das macht kein Bock mehr" oder "Mir tut alles weh, ich habe überall Schmerzen, es ist besser ich höre auf, das macht so kein Bock mehr"

Mache folgenden Fehler niemals: Glauben, dass er tatsächlich aufhören wird!

Es soll Männer geben, die sich bereits mehrmals von der Mannschaft verabschiedet haben, weil sie keinen Fußball mehr spielen werden. Nie nie niemals mehr. Sogar welche, die dafür bereits mehrfach offiziell mit Blumen verabschiedet wurden!

Sich selbst lassen sie dabei aber immer wieder die Hintertür offen, indem sie sagen, dass sie da sind, "wenn die Mannschaft mich braucht". Als Spielerfrau durchschaut man das Spiel sehr schnell, schließlich weiß man nach einiger Zeit, dass sich mindestens 2 Spieler in der Vorbereitung verletzen, mindestens einer dann am Anfang der Saison, immer mindestens einer in Urlaub oder auf der Arbeit ist und somit IMMER ein Spieler zum aushelfen gebraucht wird.  Da dies nicht nur auf die erste, sondern auch auf die zweite oder dritte Mannschaft zutrifft, muss dann NATÜRLICH einer der "ich bin da, wenn ich gebraucht werde"-Spieler ran. Der Erste, der dann "hier" schreit, ist natürlich dein Mann. Ein Hobbyspieler und aufhören? Niemals! Mach dich nicht unglücklich und glaube daran. Weder nach dem 8. gebrochenen Fuß, noch nach dem 3 Kreuzbandriss und schon absolut garnicht wegen der "Kein Bock mehr"-Gründe 1-4!

 

Egal, ob du dich dafür entscheidest, still zu sein oder mit zu diskutieren und egal wie du antwortest, am Ende bekommst du sowieso folgenden Satz zu hören:
"Du hast doch keine Ahnung vom Fußball, misch dich nicht ein".

 

Und dann stellst du dir die Frage, ob Spielerfrau nicht doch auch irgendwie ein Job ist.

 

Ariela <3

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Jenny (Samstag, 11 März 2017 15:29)

    Ich musste wirklich lachen und habe meinen Mann wiedererkannt. Er hat sich auch 2 Mal von der Mannschaft verabschiedet und beide male Bier als Ausstand gegeben. Männer sind so unlogisch wie wir Frauen :D