3. Die Medikamentation

PCO ist ein Krankheit!

Der schlaue Herr Wikipedia sagt dazu:

 

"Das polyzystische Ovar ( kurz: PCO-Syndrom, PCOS), eigentlich Syndrompolyzystischer Ovarien, ist eine der häufigsten Stoffwechselstörungen geschlechtsreifer Frauen, ausgelöst durch unterschiedliche pathogenetische Mechanismen. Das PCOS ist die häufigste Ursache für erhöhte Androgenspiegel (Hyperandrogenämie), Zyklusstörungen und Unfruchtbarkeit bei Frauen."

 

--> Die Ovarien (Follikel, Eier, Eizellen wie auch immer ihr es nennt) sind wie eine Perlenkette aneinander gereiht. Zu viele Ovarien = keine Kraft des Körpers, eins wachsen zu lassen. Kein Wachstum = kein Eisprung. Kein Eisprung = keine Periode. Keine Periode und kein Eisprung = kein Baby!

Bei mir wurde PCO sehr wahrscheinlich durch meine Schilddrüsenunterfunktion ausgelöst. Schilddrüsenprobleme habe ich wohl geerbt, denn die sind in meiner Familie bekannt. So genau kann das aber niemand sagen, es ist lediglich eine sehr naheliegende Vermutung.

 

 

Bei vielen gehen jetzt die Alarmglocken an und Menschen schlagen die Hände über dem Kopf zusammen. Aber hey, wir sind hier nicht bei einer normalen Erkältung, die schon irgendwann vorbei geht.

Da ich die Tabletten Clomifen bereits 6 Zyklen lang ohne Erfolg genommen habe war klar, dass diese nun wegfallen.

Durch die mehrwöchige Überwachung meines Zyklus und das erneute Einleiten meiner Periode konnte nun ein neues Medikament ausprobiert werden (oder um es vorweg zu nehmen: mehrere!)

 

1. Gonal F

Gonal F ist ein Pen, vergleichbar mit einer Thrombosespritze. Man stellt über ein Drehteil die Dosis ein, setzt eine Spritze auf den Kopf, sticht sie in den Bauch und drückt ab, fertig. Da ich keine Angst vor Nadeln habe und mir auch Thrombosespritzen selbst injizieren kann, war das kein großes Problem für mich. Der Ablauf war dann so: Beginn mit der kleinsten Dosis, 5 Tage mit dieser Dosis spritzen und am 12 Tag zur Ultraschallkontrolle, wenn nichts passiert, wird die Dosis erhöht. Das Ganze ging viele viele Wochen.

In dem kleinsten Pen Gonal F sind 300 Einheiten, die kleinste Dosis ist 25 und steigert sich in 25er Schritten.

Der Preis 282€ in Frankreich. 490€ in Deutschland!

Aufgrund der Grenznähe meines Heimatortes ist klar, wo wir die Pens gekauft haben, oder?

Um es kurz zu machen: Mehr Einheiten = höherer Preis und bis zu dem Zeitpunkt als klar war, dass mein Körper nicht auf Gonal F anspringt war ich bei 250 Einheiten. Ihr könnt euch nun selbst alles zusammenrechnen. Ein kleiner Zusatz: Meine Krankenkasse hat zu diesem Zeitpunkt noch keinen Cent übernommen und uns lange versucht, Steine in den Weg zu legen. Die Erstattung der Kosten kam erst viel später. VIEL später!

 

Zusatz 2: Dieser Pen muss gekühlt aufbewahrt werden. Zur Zeit dieser Spritze ging es für mich auf die Reise nach Abu Dhabi. Im Juli. Wenn es dort 50 Grad sind. Mit Kühlakkus zu reisen und den mehrmals nur schlecht funktionierenden Kühlschrank im Hotelzimmer reparieren oder austauschen zu lassen, nur dass die Spritze auch wirklich kühl bleibt, sind Umstände, die man ohne groß darüber nachzudenken einfach hinnimmt. 

 

2. Menogon

Ebenfalls eine Injektion. Unterschied: Die Lösung ist noch nicht fertig und muss selbst "hergestellt" werden. Eine Flüssigkeit muss in eine Spritze aufgezogen werden und wird in ein kleines Glässchen mit einer Tablette gespritzt, die sich dann auflöst. Das Ganze wird dann wieder aufgezogen und injiziert. Preis: ca 220€ in Deutschland, 114€ in Frankreich (dort Menopur, nicht Menogon)

Die Erfahrung mit Menogon hat mir gezeigt, wie unfassbar groß mein Wille ist und wie stark mein Körper. Zu Menogon wird einem ein Set bestehend aus Spritze und Alkoholläppchen mitgegeben. In Frankreich kostet das 2€. Kein Thema, kann man verkraften. Was ich nicht wusste ist, dass die Spritzen, die mir mitgegeben wurden, die falschen sind. Natürlich, mit logischem Überlegen hätte mir das sofort klar sein müssen, aber wenn man den Weg bis hierhin gegangen ist, dann macht man alles. ALLES! Die Nadeln die mir mitgegeben wurden, waren nämlich Spritzen, die normalerweise zur Blutabnahme benutzt werden. Also mit einer sehr dicken Nadel. Ich habe mir 3 Wochen lang das Mittel mit einer Nadel, die zur Blutabnahme benutzt wird, injiziert. Und ja, es tat weh, aber ja, man tut es, weil man nicht darüber nachdenkt, sondern nur hofft, dass endlich etwas in seinem Körper passiert!! Nachdem der Frauenarzt meinen Bauch sah, die Schwester in Tränen ausgebrochen ist, weil ich mir selbst solche Schmerzen zugefügt habe, ohne zu murren, wurden mir sofort noch in der Praxis neue Spritzen mitgegeben.

 

3. Gonal F/Menogon

In einem dritten Schritt wurden beide Mittel in Kombination ausprobiert. Finanzielle Belastung auf dem Höchststand quasi!

Da auch nach 2 Wochen nichts passiert ist, wurde das abgebrochen.

 

4. Letrozol

Letrozol sollte die letzte Möglichkeit sein, einen Eisprung herbeizuführen. Die Worte "Frau E. das ist nun unsere letzte Möglichkeit. Wir haben es in der Ärztebesprechung besprochen und wir haben keine andere Idee mehr." klingen mir heute noch in den Ohren. Was danach gekommen wäre, hat mir nie ein Arzt gesagt. Letrozol sind Tabletten, genau wie Clomifen, die aber off-label eingesetzt werden. Das bedeutet, dass sie eigentlich für ein bestimmtes Krankheitsbild eingesetzt werden, aber den zusätzlichen Effekt haben, etwas anderes auzulösen, in meinem Fall den Anstieg des Hormonspiegels und die Anregung des Follikelwachstums. Kosten für 20 Tabletten: 35€ in Deutschland! Eine Wohltat im Gegensatz zu Spritzen!!

Ich nahm also 5 Tage eine Tablette und am 12. Tag musste ich zum Ultraschall. Niemals hätte ich noch damit gerechnet, dass in meinem Körper irgendetwas passiert! Aber siehe da, als müsste es genau so sein und als hätte mein Körper niemals was anderes gemacht, tat sich was. Zwar nur sehr sehr wenig, aber die Follikel sind tatsächlich einen ganz winzigkleinen Millimeter gewachsen. Die Dosis wurde auf zwei Tabletten erhöht und schon beim nächsten Ultraschall konnten wunderschöne Follikel bewundert werden. Das Gefühl nach monatelangem, wöchentlichen "Schade, wieder nichts", kann sich kein Mensch vorstellen! Man feiert sich, man feiert seinen Körper und man ist so unglaublich glücklich, wie man es sich kaum vorstellen kann und das nur, weil der Körper plötzlich das tut, wozu er bei einer Frau oder einem Weibchen da ist. Eier produzieren! Aber man fühlt sich tatsächlich wie Superwoman :D 

Insgesamt habe ich 3 Packungen Letrozol verbraucht und mit jedem Zyklus einen Eisprung!

Seine Periode zu bekommen, so ganz ohne extra Auslösung..... da rückt der Kinderwunsch doch mal kurz in den Hintergrund und man fühlt sich ein zweites Mal innerhalb des Zyklus für Superwoman. 

Habt ihr euch schonmal über die Unterleibsschmerzen kurz vor der Periode gefreut? Mittlerweile weiß ich, dass es als Frau mit PCO dazu führt, dass man am liebsten ein Fest für alle Freunde und Familie schmeißen würde, weil man sich so freut. Glaubt mir, bis vor 3 Jahren hätte ich über diese Beschreibung auch noch gelacht und mir kopfschüttelnd an ebendiesen gefasst. 

Das was für viele jetzt nur das Ende einer Endlosauflistung ist, war für mich mit jedem Ultraschall in dem es hier "Oh da ist was passiert" ein nicht nachvollziehbares Glücksgefühl, das den Körper durchströmte.

 

Wo Medikamente sind, gibt es Nebenwirkungen. Diese sind individuell und haben oftmals weitreichende Konsequenzen, denn sie können einen anderen Menschen aus dir machen, ohne, dass du es merkst oder beeinflussen kannst. Ihr könnt hier weiterlesen.